Gesellschaft der StaatstheaterFreunde
in Braunschweig e. V.

 

Besonderheiten aus dem Schauspiel:

Der Staatstheater BuchClub Nosferatu

Ein neues, vielversprechendes Format für literaturaffine und theaterbegeisterte Personen ist von Volker Ludewig am Staatstheater Braunschweig ins Leben gerufen worden: der Nosferatu- Buchclub. Die Idee dazu resultierte aus seiner wissenschaftlichen Forschung im Rahmen seines Studiums der Theaterwissenschaften, Religionswissenschaften und der Englischen und Amerikanischen Literaturwissenschaft an der TU Berlin, das er mit seiner Magisterarbeit über Die Metamorphosen Draculas: Von Stoker bis Coppola abschloss, und dem in der derzeitigen Spielzeit im Staatstheater Brauschweig aufgeführten Schauspiels Nosferatu. Inszeniert wird dieses von Holger Schröder (Dramaturgie) und Christopher Diem (Regie). Die Inszenierung stellt ein überaus gelungenes Zusammenspiel aus einem klassischen Schauspiel, Videoscreening und Live-Musik von der schwedischen Rock-Band um Pär Hagström dar.

Der Nosferatu-Buchclub traf sich an zwei Terminen in dem im Kleinen Haus angesiedelten Bistro 5kW. In knapp zwei Stunden diskutierten die 15 Teilnehmer:innen bei dem ersten Treffen über das Motiv des Vampirs in der Literatur mit Hilfe von verschiedenen Romanen wie beispielsweise Bram Stokers Dracula aus dem Jahr 1897 oder der 1872 erschienenen Novelle Carmilla aus der Feder des irischen Autors Sheridan le Fanu. Dabei wurden auch zeitgenössische Texte aus dem Bereich der Kinder- und Jugendliteratur einbezogen. Auch filmische Adaptionen wie beispielsweise Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922) von Friedrich Wilhelm Murnau, Nosferatu – Phantom der Nacht (1979) von Werner Herzog, Bram Stoker’s Dracula unter der Regie von Francis Ford Coppola sowie der jüngste Kinofilm Nosferatu – Der Untote (2025) von Robert Eggers wurden dabei berücksichtigt. Des Weiteren wurde die Weiterentwicklung der Vampirfigur und die davon ausgehende Faszination auf die Rezipent:innen in an jüngeres Publikum adressierte Serien, wie beispielsweise Twilight von Stephenie Meyers, nachvollzogen.

Volker Ludewig, der am Staatstheater Braunschweig als Audience Development Manager bzw. stellvertretende Leitung des Besucherservices tätig ist und sich zudem als Romanautor (z.B. Oper der Phantome (2013) und Ashby House (2012)) einen Namen gemacht hat, moderierte sehr versiert und fundiert den intensiven Austausch und regte durch richtungsweisende Impulse zu Reflexionen über die Aktualität und Relevanz des beliebten Stoffes an. Da die Premiere von Nosferatu erst nach dem ersten Buchclub-Treffen stattgefunden hat, formulierten die Teilnehmer:innen ihre Erwartungshaltung an die Inszenierung, die bei dem zweiten Treffen im Fokus stand. Zu diesem Termin war der Dramaturg Holger Schröder eingeladen, der zunächst einen spannenden Einblick in seinen Berufsalltag gewährte. Schröder berichtete anschließend, wie es zu der Idee kam, Nosferatu im Staatstheater Braunschweig aufzuführen und welche literarischen und filmischen Einflüsse sich in der Inszenierung wiederfinden bzw. modifiziert wieder aufgegriffen werden. Einblicke wurden auch in die Überlegungen der Rollenbesetzung im Rahmen des Ensembles gewährt. Des Weiteren wurde erläutert, wie sich die Zusammenarbeit mit der schwedischen Band um Pär Hagström gestaltet, die bereits in drei weiteren Inszenierungen des Staatstheaters (Der Standhafte Zinnsoldat, Wenn die Gondeln Trauer tragen und Lichter der Großstadt − City Lights) mitgewirkt haben.
 

Da alle Teilnehmer:innen von dem Format so begeistert sind, wird Volker Ludewig ein Anschlussprojekt in Form einer Schreibwerkstatt anbieten. Zudem widmet Ludewig einem weiteren literarischen Bösewicht, nämlich Mephisto von Klaus Mann, seinen zweiten Buchclub. Der NDR hat bereits über das erste Mephisto-Treffen berichtet (vgl. https://www.ndr.de/kultur/buehne/theaterberichte/niedersachsen/Staatstheater-BuchClub-Literaturbegeisterte-diskutieren-Mephisto,mephisto122.html). Der zweite Termin, in dem über die derzeitige Bühnenadaption am Staatstheater diskutiert werden soll, findet am 23.04.2025 statt. Interessierte sind herzlich dazu eingeladen.
Text: Dr. Inger Lison


(Foto: Svenja Grust)


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