Gesellschaft der StaatstheaterFreunde
in Braunschweig e. V.

 


StaatstheaterFreunde reisen...

Des Öfteren kommt die Frage "Was macht eigentlich..." über den Werdegang eines ehemaliges Ensemblemitglieds oder die Entwicklung eines aktuellen Ensemblemitglieds, insbesondere unserer FörderpreisträgerInnen. Wie ging der Weg weiter, gibt es neue Projekte oder ein wie geht es Dir / Ihnen eigentlich? Diesen Fragen und anderen Besonderheiten wollen wir an dieser Stelle nachgehen. Im Interviewformat befragen wir, Dr. Inger Lison und Silke Herrmann, unsere GesprächspartnerInnen live oder via Videokonferenz und reisen im übertragenen Sinne auf diese Weise und nehmen Sie gern mit. Wir wissen ja, dass Theaterfreunde und Theaterfreundinnen vielfach gern selbst zur heimischen und natürlich auch anderen Spielstätten reisen um Theaterluft zu schnuppern und neue Impulse zu erleben.

Unsere erste Reise führt uns zur Schauspieleren Nina Wolf !


Hier bei der Verleihung des Förderpreises 2022 der Staatstheater Freunde Braunschweig
(Foto: Andreas Greiner-Napp)

Nina Wolf avancierte am Staatstheater Braunschweig (2020-2024) schnell zum Publikumsliebling und hat u.a. in den Theaterstücken Robin Hood, Biedermann und die Brandstifter, Das mangelnde Licht, Mädchenmörder :: Brunke, Schimmelreiter, Elektra, wir müssen reden, Stolz und Vorurteil*(*oder so) mitgewirkt. Seit der Spielzeit 2024/25 ist sie festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus in Frankfurt. Nach einem Jahr Staatstheater-Abstinenz haben wir Nina Wolf zu einem Interview eingeladen, um zu erfahren, wie sie zur Schauspielerei kam und wie es ihr in der Zwischenzeit ergangen ist.

Frankfurter Schauspielensemble

Nach der Station Staatstheater Braunschweig bist Du am Schauspielhaus in Frankfurt engagiert. Im September (2025) beginnt Deine 2. Spielzeit dort. Bist Du im Ensemble und in Frankfurt (wieder) angekommen? Du bist in Frankfurt aufgewachsen, so ganz unbekannt ist die Stadt an sich ja nicht…

Ich war 8 Jahre aus Frankfurt weg und wohne jetzt in einem anderen Stadtteil. Mehr in der Innenstadt. Die Stadt hat sich in der Zwischenzeit verändert und ich kann vieles neu kennenlernen. Mit dem Schauspielhaus ist es genauso. Bisher war ich nur Besucherin dort und gehöre jetzt zum Ensemble. Dort bin ich sehr gut angekommen. In der zweiten Spielzeit ist mir der Mikrokosmos gut vertraut.

Das Staatstheater Braunschweig ist ein Mehr-Spartenhaus. Am Schauspielhaus in Frankfurt gibt es, wie der Name schon sagt, ausschließlich Schauspiel. Das Frankfurter Ensemble ist größer besetzt. Dafür gibt es in Braunschweig wiederum drei Spielstätten. Spielst Du nun mehr oder gleich viele Produktionen in einer Spielzeit?

In Frankfurt spiele ich weniger Produktionen. Dafür sind es mehr Vorstellungen. In Frankfurt habe ich nun etwas mehr Zeit zwischen den Produktionen. Das ist schon entspannender. Mir bleibt mehr Zeit, Inspirationen zu sammeln und für die Beschäftigung mit den neuen Texten.

Durch die diversen Sparten am Staatstheater Braunschweig wurde in den letzten Jahren öfter sparten-übergreifend gearbeitet. Fehlt Dir diese Kombination? Wobei man ja anmerken kann, dass Du in Frankfurt sogar etwas Tanz im großen Gatsby in der Rolle zu spielen hattest.

Auch in Frankfurt habe ich schon „Spartenübergreifend“ gearbeitet, in zwei Produktionen habe ich getanzt und in einer anderen Produktion gesungen.  

Gesang und Schauspiel ergänzen sich teilweise ja ziemlich gut…wie bei Stolz und Vorurteil…ihr seid oft „Multitasking“ aktiv.

In der aktuellen Produktion „So langsam so leise“ tanze ich eigentlich durchgängig, dafür habe ich eine japanische Tanzform namens Butoh gelernt!

Welche Produktion darf man in Frankfurt auf keinen Fall verpassen in dieser Spielzeit? Und in welcher Produktion bist Du zu sehen (die man auf keinen Fall verpassen darf)?

So langsam so leise ist eine Uraufführung und ich bin begeistert vom Text. Die erzählte Geschichte und die Umsetzung sind intensiv und wunderschön.


Nina Wolf in So langsam so leise (UA) am Schauspielhaus Frankfurt
(Foto: Jessica Schäfer)

Für Touristen aus Braunschweig: was „muss“ man sich in Frankfurt unbedingt angesehen haben? Außer einer Aufführung im Schauspielhaus natürlich.

In Frankfurt gibt es so viel zu sehen. Die ganzen Museen. Und die Kleinmarkthalle. Texte lerne ich gern im Bethmannpark, ein kleiner, sehr schön angelegter Park, mitten in der Stadt.

Kindheit und Werdegang

Du stammst aus einer Schauspielerfamilie. Kannst Du Dich noch daran erinnern, wann in Dir der Wunsch herangereift ist, ebenfalls diese Profession ausüben zu wollen? Gab es einen Schlüsselmoment?

Im Nachhinein frage ich mich oftmals, was dieser Schlüsselmoment wohl war. Dass dieser Wunsch herangereift ist, lag mehr im Machen als im Schauen. Ich war immer bei meinen Eltern mit dabei und habe schon als Kind mit meinen fünf Freundinnen im Garten Theater gespielt. In diesem Erlebnis, etwas zu schaffen und die Freude daran sowie die absolute Konzentration darauf, gepaart mit den Erfahrungen der Eltern und der Option, dass es sich dabei um einen echten Beruf handelt, daraus hat sich langsam der Wunsch, Schauspielerin zu werden, herauskristallisiert. In der Schule war ich in einer tollen Theater-AG und wir mussten ein Abschlussstück selbst konzipieren. Und dieser Prozess des Entwerfens, des Schreibens und des Umsetzens hat mich sehr euphorisch gemacht. Als ich mit der Schule fertig war, wollte ich dem ganzen eine Chance geben. Ich musste es einfach probieren.

Du bist des Öfteren im Fernsehen zu sehen (z.B. Rentnercops (2023), Wo ist meine Schwester (2021-2022), Soko Leipzig (2020) und haben bereits u.a. an der Seite von Martina Gedeck, Kristin Suckow, Marlen Ulonska, Heino Ferch, Denis Petkovic und Jürgen Mai gespielt. Bereitet man sich auf Fernsehrollen anders vor, als wenn man eine Figur auf der Bühne darstellt?

Die Vorbereitung unterscheidet sich tatsächlich. Zwar lerne ich als allererstes natürlich den Text und da gibt es keinen Unterschied. Aber im Theater ist der Prozess viel umfangreicher und körperlicher. Es ist ein ganz anderer Ausdruck. Vor der Kamera ist es viel konzentrierter und kleiner. Ganz viel macht die Szenerie und das Drumherum aus, dem ich mich dann entsprechend anpasse.

Siehst Du Dich eher auf der Theaterbühne oder im Fernsehen? Was präferierst Du?

Zurzeit sehe ich mich eher auf der Theaterbühne, denn die dortigen Projekte haben mich bislang mehr begeistert. Aber ich liebe Filme und mag auch die Arbeit vor der Kamera. Von daher möchte nicht ausschließen, dass ich irgendwann einmal vielleicht den Film präferieren werde, wenn mir ein interessantes Projekt angeboten wird.

Gibt es für Dich so etwas wie eine absolute Traumrolle, die Du gerne einmal spielen würdest?

In dem von der Autorin Lot Vekemans stammenden Theaterstück Ismene, Schwester von würde ich gerne einmal die Ismene spielen. Diese Rolle liegt mir sehr am Herzen. Und wenn ich diese einmal spielen dürfte, würde sich für mich ein Kreis schließen. Ich habe diese Rolle damals an Theatern vorgesprochen, daher liegt sie mir sehr am Herzen. Es ist die Geschichte einer Frau, die sonst nie so viel zu Wort kommt und keine Chance hat, ihre Perspektive zu schildern.



Nina Wolf beim Videointerview mit uns
(Foto: privat)

Wir wollen noch einmal gemeinsam in Erinnerungen schwelgen zu Deiner Zeit am Staatstheater Braunschweig

In dem Publikumsrenner Stolz und Vorurteil*(*oder so) im Staatstheater Braunschweig hast Du vor stets ausverkauftem Haus das Publikum in der Rolle der rebellischen Elizabeth Bennet begeistert. Gibt es eine Parallele zwischen Dir und der Figur der Elizabeth?

Ich konnte mich gut in die Figur der Elizabeth hineinversetzten, da sie mir sehr nah ist. Ich finde es schön, dass sie oftmals so mutig ist und anderen ihre Meinung sagt. Dann denke ich mir, dass man in manchen Lebenssituationen mehr so sein und handeln sollte wie Elizabeth.

Wann wird Stolz und Vorurteil*(*oder so) in Frankfurt auf der Bühne zu sehen sein?

Das ist hier derzeit nicht geplant.

…in Braunschweig können wir uns 2026 wieder darauf freuen…

In der Wiederaufnahme bin ich nicht aktiv dabei. Ich freue mich aber schon drauf, das Stück mal aus der Zuschauerperspektive zu sehen.


Nina Wolf (l.) in Stolz und Vorurteil*(*oder *) am Staatstheater Braunschweig
hier zusammen mit Saskia Taeger, Saskia Petzold und Nora Schulte
(Foto: Björn Hickmann)


Du hast hier in Braunschweig auf der Bühne eine große Lücke hinterlassen. Was vermisst Du am Staatstheater Braunschweig am meisten?

Ich war erst kürzlich bei der Premiere von Minna von Barnhelm zugegen und habe mich gleich wieder zu Hause gefühlt. Das liegt gar nicht so sehr an der Stadt, sondern an dem Netz aus den Straßen, die ich so gut kenne, den Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, und den Leuten, die ich kennenlernen durfte, und natürlich dem Theater. Als ich bei Minna von Barnhelm im Publikum saß, habe ich an die Proben gedacht. Es ist ein Ort, an dem so viel passiert ist, an dem ich so besondere und intensive Erfahrungen machen durfte. Und das ist einfach schön.

Vielen herzlichen Dank für dieses wunderbare Interview, liebe Nina! Wir wünschen Dir im Namen der Gesellschaft der Staatstheaterfreunde in Frankfurt alles erdenklich Gute und drücken Dir fest die Daumen, dass Du bald Deine Traumrolle spielen darfst.

Das Interview führten: Dr. Inger Lison und Silke Herrmann



STAATSTHEATERFREUNDE UNTERWEGS

mit ArtMaks Kulturreisen

Zur Erweiterung des theatralen Horizonts und zur freundschaftlichen Mitgliederbegegnung bietet die Gesellschaft Theaterreisen über unser langjähriges Mitglied und unseren Förderer Andrei Petrov an.

 Unter dem Link – Reisen aktuell – finden Sie die jeweils neuesten Reiseangebote.

Informationen finden Sie auch als Anlage in unseren monatlichen  Rundschreiben
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